McLaren P650 – Wenn Batman bunte Autos fahren dürfte…
dann würde er sich sehr wahrscheinlich für einen McLaren P650 S entscheiden.
Doch der Fledermaus-Mann hat es nicht so mit Farben. Sein Anzug ist dunkel, Gotham City ist düster, seine Mobile sind schwarz oder anthrazit. Ganz anders sein rote Strumpfhosen tragender Superhelden-Kollege Supermann. Der steht auf knallige Farben, kombiniert zu Rot ein Yves Klein entzückt habendes Blau und lässt auch noch Raum für etwas Sonnengelb. Kein Wunder, Supermann kann ja auch fliegen und ist praktisch unverwundbar. Von Röntgen- und Hitzeblick oder Superpuste ganz zu schweigen. Wer fliegen kann, braucht kein Auto. Batman hüpft von Dach zu Dach, lässt sich mit Hightech-Seilwinden nach oben ziehen oder gleitet mit Wingsuits durch die Hochhausschluchten der sinisteren Metropole.
Aber: Batman ist reich. Während sich Clark Kent mit mickrigen Reporterjobs in Metropolis gerade so über Wasser halten kann, kann Bruce Wayne aus dem Vollen schöpfen. Seine Eltern Thomas und Martha waren wohlhabend und hinterließen ihm das milliardenschwere Familienunternehmen. Damit lässt sich gut forschen und kriminologisches Spielzeug entwickeln.
Der Sinn fürs Farbige ist dabei wohl verloren gegangen. Leicht verständlich, wenn die Eltern umgebracht werden und die Heimatstadt vieler schlimmer Finger, Pinguine, Joker, Eismänner, Profi-Rätsler und allerlei anderer Superschurken ist. Da ist die Grundstimmung eben etwas finster.
Käme in Gotham City auch mal die Sonne durch, könnte sich Bruce Wayne mit einer schnieken Modell-Freundin in den McLaren P650 S setzen und geschmeidig losbollern. Wenn er ihr zunächst einmal die Flügeltüren geöffnet hat und sie sich halb kniend, halb hinsinkend im Supersportwagen niedergelassen hat. Auf dem Weg um den Boliden noch schnell den putzigen Kofferraum unter der ultraflachen Motorhaube geöffnet, das Handtäschchen und einen Bat-Rucksack hineingelegt (Volumen: knapp 200 Liter) und schon kann es ab in Richtung Berge gehen, denn Batman darf auch mal Urlaub im sonnigen Süden machen. Ganz ohne Flügel geht es nicht, denn der McLaren hat ja auch welche. Nach dem erstaunlich einfachen Einstieg inklusive leichter Bedienung der Flügeltür, könnte Batman ein „Heiliges Kanonenrohr!“ entfleuchen, so wie seinem Darsteller Adam West in der Original-Comicverfilmung aus dem Jahr 1966. 120 Folgen mit zahllosen Comic-Geräusch-Inflektiven wie „CRASH!“, „BOFF!“, „BOOM“ oder „BAM!“, „WHACK!“, „POW!“, „BOFF!“, „BOFF!“, „SOCK!“, „CRUNCH!“, „KAPOW!“, „CLUNK!“, „ZOWIE!“, „SPLATT!“, „ZAP!“, „WHAMM!“, „WHAP!“ und skurrilen Bösewichten, wie Louie, der Flieder („Louie, the Lilac“) oder Eierkopf („Egghead“) oder als Batgirl fast im riesigen Kaviar-Bottich des russischen Schurken ertrinkt. Oder der Cast: mit Eartha Kitt und anderen Stars wie Joan Collins oder Zsa Zsa Gabor als weiblicher Kriminellen. Zum „Dynamische Duo“ gehört auch noch Robin, Batmans Adoptivsohn Dick Grayson: ein tugendhafter Helfer mit rotem Top, grünen Hotpants, hautfarbener Strumpfhose und goldenem Cape.
Das erste Batmobil war ein wunderbarer Heckflossengleiter in schwarz mit zwei Plexiglaspassagierkuppeln. Er beruhte auf einer Studie für den Lincoln Futura.
Die Handlung der Batman-Folgen war stets ähnlich: Verbrecher begehen einen Überfall oder Bankraub. Dann erfährt die Polizei davon, ruft bei Batman an und der schlägt sich mit den Kriminellen herum. So ähnlich ist es mit dem McLaren P650. Man startet das Fahrzeug. Freut sich. Viele Passanten rufen Freunde an oder schicken ihnen Handyfotos, dann fährt man auf die Autobahn und schlägt sich mit anderen Verkehrsteilnehmern herum.
„POW!“
Achtung, Witzle g’macht. Das war natürlich ein Scherz.
Aber die Umwelt reagiert schon sehr interessiert auf den Boliden, der auf dem McLaren MP4-12C basiert. Die CFK-Karosserie des 3,8-Liter V8-Biturbo-Mittelmotors mit 650PS ist leicht und atemberaubend geformt.
Das beginnt schon beim Bug (McLaren P650 S Front hoch.jpg). Bei der 1,20 Meter flachen Flunder darf man sich schon mal an ein Speedboot oder ein Raumschiff erinnert fühlen. Cooler Schlitten und hohe Berge passen gut zusammen. Den Bogen von den Scheinwerfern zu den Lufteinlässen hätte auch Zorro mit seinem Degen in die Karosserie geschnitten haben können. Ein Bogen, eine Linie, ein Gedicht.
Beim Anlassen blubbert er fett und gurgelt heiser aus den gewaltigen Endrohren. Das ist klingt nicht angestrengt oder giftig, sondern sehr selbstbewusst und siegessicher. Kein Wunder bei nur 3,0 Sekunden von Null auf Hundert. Das ist sogar schneller als der Mc Laren 12C. Wobei das wirklich ein profaner Vergleich ist, denn auf Hundert kommt ja heutzutage jedes Automobil. Zu Zeiten eines Goggomobils oder Leukoplastbombers war das ja noch eine Schwelle. Die liegt im 21. Jahrhundert eher bei Dreihundert.
Nur der Vollständigkeit halber: Null auf 200 km/h in 8,4 Sekunden. Von Null auf 300km/h fliegt der McLaren in rund 25 Sekunden. Kein Wunder bei nur 1,3 Tonnen auf der Waage. Bis 333 km/h kann der P650 weiter und liegt stets unglaublich superstabil auf der Straße. So stabil, dass sogar auf einer normalen Autobahn 318 km/h laut Tacho drin sind. Doch auch Batman hat keine eigene Überholspur. Deshalb geht es wieder in die Carbon-Eisen. Ein ausfahrbares Bügelbrett am Heck unterstützt die Bremsleistung und erhöht den Luftwiderstand wie ein Bremsfallschirm. Auf Neudeutsch heißt das Airbrake, fährt automatisch aus und stellt sich senkrecht in den Wind. Beeindruckenderweise denkt der Batman an der Lenkung, dass der 650 von selbst weiß, wo der Wagen hin soll. So sensibel und präzise reagiert das Batmobil auf jeden Lenkimpuls. Der Biturbo im brüllenden Briten reagiert auf Gasbefehle nicht wie ein wütender Wikinger, sondern wie ein geiler Sauger mit 678 Nm Drehmoment. Rückmeldung ist der zweite Vornahme des McLaren und so weiß der Fahrer stets, was noch geht. Entwickelt für die Rennstrecke, aber zugelassen für den Alltag. Das könnte der Marketing-Claim für den P650S sein. Und es wäre nicht einmal übertrieben. Erstaunlich komfortabel und entspannt rollt der 12C-Nachfolger auf konventionellen Straßen. Auf dem Circuit lässt er dann den Teufel los und tauscht die begehrlichen Blicke auf der Flaniermeile gegen den tosenden Beifall von der Fankurve. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe schaltet perfekt. Die Frisur sitzt, fehlt nur noch der Blick zur Begleitung auf dem Beifahrersitz. Batgirl lächelt Batman an, denn auch mehr als 300 km/h fühlen sich im bunten Batmobil der Briten entspannt an. „Ratatazong!“ würden deutsche Comic-Texter jetzt vielleicht zeichnen. Alles perfekt, wenn man sich nur so einen fahrbaren Sport-Untersatz für rund eine Viertelmillion leisten könnte.




Rettung naht:
Der McLaren P570.
Er hat verwirrenderweise 570 PS, ist maximal 328 km/h schnell und schafft den Standardsprint in 3,2 Sekunden. Diese Unterschiede zum P650S spürt normalerweise kein Mensch.
Aber: der P570 sieht etwas anders aus und kostet auch „nur“ rund 175.000.-€. Sogar leasen kann man den Renner. Das ist übrigens bei Supersportwagen gar nicht mal so normal, denn die Rücknahme ist mitunter nicht so einfach. So kommt man beim P570 mit rund 1.500.-€ pro Monat aus den Hufen und kann den Apparat nach Leasing-Ende sogar definiert wieder zurück geben. Auch das ist außergewöhnlich.
Ketzer könnten sagen, dass der P570 sogar noch etwas sportlicher aussieht als sein großer Bruder. Das liegt an den schärfer geschnittenen Kanten und dem böseren Blick. Die Seitenansicht und die Heckleuchten unterstreichen das. Das Cockpit ist „normaler“ als im 650S, Flügeltüren hat der Kleine auch und er geht ebenso wie die Hölle. Allerdings hat er keine Airbrake, . Wer es noch billiger braucht, kann auch auf den 540C warten. Er hat 540 PS geht auch 320 km/h und kostet „nur“ ca. 160.000.-€. Damit spielt er gleich neben dem Sandkasten des Porsche 911 Turbo. Er ist aber einen Tacken schneller und vieeeeeel exklusiver.
Noch, muss man sagen. Denn der 540 wird ein Verkaufsschlager werden.
Zurück zum Comic-Genre.
Wer sich nie einen McLaren kaufen wird, ist übrigens klar:
Tobey Maguire. Der liebe Mensch mag zwar nett sein und hat drei Folgen von „Spiderman“ munter abgedreht, aber seine wahre Rolle ist in einem Lieblingsfilm der Redaktion viel besser zu erkennen. Als schmuddeliger Looser in „Fear and Loathing in Las Vegas“. Mit einem großartigen Johnny Depp und einem wunderbaren Benicio del Toro unter der begnadeten Regie von Terry Gilliam („Monthy Python“). Allerdings, Chapeau für den Mut und den Humor von Tobey bei dieser Kleinrolle.