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Gin & Tonic .- Gurke ja oder nein?

Gin & Tonic – Gurke ja oder nein?

Je größer die Gurke, desto besser. Diese mehrdeutige Grundregel mag vielfach zitiert werden. Für Getränke gilt sie nicht zwingend. Im Gegenteil. Im Gin & Tonic hat eine Gurke, zumindest eine ganze oder auch große Teile davon, nichts zu suchen. Wie so oft, kommt es hier auf die intelligente Verwendung der Zutat an.

Tradition hat das Gemüse im Gin nämlich durchaus: Die Verwendung der Gurke ging mit der Einführung von Hendrick ́s Gin einher. Dieser beinhaltet nämlich ungewöhnliche botanische Zutaten wie Rosenblätter – und eben Gurke. Es war eine geniale Marketing-Idee von William Grants&Sons, ihr Produkt über einen Gin&Tonic mit Gurkenscheibe zu vermarkten. Optisch macht das ja durchaus was her. Nach Meinung angesagter Barkeeper ist der Gurkengeschmack jedoch nicht gerade die ideale Wahl für einen GT (Gin&Tonic, korrekt gehört ein „and“ zwischen Gin und Tonic). Die Gurke gibt sofort eine Menge Geschmack in den Longdrink ab, der die Aromen des Gins überdeckt, wenn man zu viel des Guten, sprich der Gurke, verwendet. Und das geschieht leider sehr oft. Genauso, wie in manchen Mojito zum Teil ganze Minze-Bäume wandern, dass kaum noch Flüssigkeit ins Glas passt, schnippeln, quetschen oder tauchen manche Barleute enorme Geräte von Gurkenteilen in den armen Gin&Tonic. Mitunter wandert schlimmstenfalls sogar mal eine ganze Essiggurke in den Drink, das haben wir wirklich schon erlebt! (oh Gott!).

Fakt ist, dass ein dezenter, vorzugsweise spiralförmiger Schnitz von der gut gewaschenen Schale einer Salatgurke nichts anrichtet und schon mal für einen kleinen Frische-Kick sorgen kann. Es ist zu empfehlen, für diese Art GT einen höherprozentigen Gin zu verwenden, z.B. Tanqueray 4 7,3%, The Duke aus München oder

Monkey 47 aus dem Schwarzwald.

Genehmigt und als Deko gebräuchlich sind auch ein kleiner Rosmarinzweig und Zitrone oder Limette, eine Zeste ist aber auch hier einer Spalte oder gar einer ganzen Scheibe vorzuziehen. Wem Zitrusfrucht zu sauer oder Gurke zu trivial sind, der sollte mal den letzten Schrei ausprobieren: den sogenannten “Whitley Neill” oder „South African Gin&Tonic“. Für diesen verwendet man Whitley Neill Gin, lässt die Gurke Gurke sein und gibt eine Kapstachelbeere (Physalis) mit ins Glas. Dagegen wirkt der Martini von 007 dann richtig gewöhnlich. Immerhin galt Gin&Tonic als Lieblingsdrink ihrer königlichen Hoheit Queen Mum persönlich. Man sagt, er käme ursprünglich aus dem British Empire. Weil in Indien zum Schutz vor Malaria weiland das damals noch extrem bittere Indian Tonic Water getrunken wurde, gab man Gin hinzu, um das Getränk geschmacklich zu verbessern.

Bei Verwendung hochwertiger Gin-Sorten für Gin&Tonic sollte man am besten ein mildes Tonic verwenden, damit die Gin-Aromen eine Chance zur Entfaltung bekommen.

Vier gute Tonics: Fentimans, 1724, Fever Tree, Thomas Henry.

Foto: Thomas Henry