Geheimrat „J“ – Was haben Gérard Depardieu, Bob Dylan und Sting gemeinsam? Klar, sie sind Künstler. Aber sie alle machen auch ihren eigenen Wein. Minder oder mehr ernsthaft, mehr oder minder gut. Depardieu, der sich mit mittlerweile sechs Weingütern unter anderem in Lateinamerika, Nordafrika und natürlich Frankreich richtig groß engagiert, musste sich indes schon Kritik anhören, sein Rebensaft sei belanglos und total überteuert. Immerhin, sein Konterfei prangt auf den Flaschen. Und alles, was der spleenige Gérard herstellt, ist auch nicht schlecht. Richtig hoch im Kurs als Winzer ist Kult-Regisseur Francis Ford Coppola. Sein 2003 Rubicon aus Nappa Valley kostete zwar satte 70 Euro, aber er fand großes Lob in der Fachwelt. Die Promi-Liste lässt sich beliebig fortsetzen: Madonna brachte 2005 zu ihrem Album „Confessions on a Dancefloor“ auch gleich die dazu passenden Weine heraus, Al Bano Carrisi (Al Bano und Romina Power), Gianna Nannini, Simply Red Frontmann Mick Hucknall und Cliff Richard singen nicht nur lauthals auf der Bühne, sondern auch vergnügt bei der Traubenernte zwischen ihren eigenen Rebstöcken. Brad Pitt und Angelina Jolie, Antonio Banderas, Drew Barrymore, Olivia Newton-John, die Beckhams, Johnny Depp, Ex Tennis-Ass Thomas Muster und Hardcore-Pornoqueen Savanna Samson, sie alle tun es auch. Sinnvoller als öffentlich zu Vögeln oder selbstdarstellerisch zu Golfen ist das Winzern allemal.
Weinberg im Blut: Günther Jauch
Nur wenige deutsche „Very Important Persons“ haben allerdings bisher die Lust entdeckt, sich selbst im Weinbau zu versuchen. Dazu gehört Günther Jauch. 2010 haben er und seine Frau Thea das Weingut von Othegraven übernommen. Es befindet sich seit 1805 in Familienbesitz. Ok, es lag in der Familie, denn Günther Jauchs Großmutter war eine Geborene von Othegraven. Ihr Bruder Maximilian hatte das Gut 1925 von seinen Vorfahren Grach-Weissebach übernommen. Und als Kind war Günther Jauch eben oft in Kanzem bei Onkel Max und Tante Maria zu Gast, er wuchs sozusagen mit dem Weinanbau auf. Er und seine Frau führen das Weingut jetzt in 7. Generation. Also beileibe keine Proklamation des hippen Modetrends Weinbau, sondern im Falle Jauch eine echt gewachsene Tradition. Neben den VIP-Wine-Makern gibt es aber auch Weine, die nicht von, sondern exklusiv für Stars und Sternchen gemacht werden. Auf den Leib geschneidert sozusagen, sollen sie auch den Fans gefallen. Doch neben diesen öffentlichkeitswirksamen, lauten Aktivitäten rund um den Traumstoff Wein, existieren im Stillen auch echte Wein-Persönlichkeiten. VIP-Weine und Wein-Marken, die selbst Geschichte geschrieben haben und über die man Spannendes schreiben kann.
Kaiser, Königinnen und Politiker
Bestes Beispiel: Die Weingüter Wegeler. Sie haben seit über 100 Jahren in der ersten Reihe des Wein-Parketts Platz genommen. Mit Spitzen-Rieslingen, wie zum Beispiel dem legendären Geheimrat „J“, machen sie bei großen Ereignissen und echten VIPs von sich reden. Seit 1987 gibt es auch einen Premium-Sekt Riesling Brut aus dem Rheingau, der den Namen des Geheimrats trägt. Der Kreis der Verehrer ist durchaus imposant: Gekrönte Häupter wie Kaiser Hirohito von Japan, die Queen von England und die niederländische Königin Beatrix ließen sich die edlen Perlen bereits auf der Zunge zergehen. Beim Staatsbankett in Berlin empfing Deutschlands Ex-Bundespräsident Horst Köhler seinen Ehrengast, den chinesischen Staatspräsident Jintao Hu, mit einem Sektglas. Raten Sie mal, was drin war? Richtig, Geheimrat „J“. Der finessenreiche Riesling mit dem einprägsamen Namen „J“ ist in Kennerkreisen längst etabliert. Wer sich auf eine Marke von gleich bleibender Qualität verlassen möchte, kann auf „J“ setzen. Von den Weinkarten rund um die Welt ist die große trockene Spätlese aus den besten Riesling-Parzellen des Rheingaus daher nicht mehr wegzudenken. Und auch die Sommeliers als Botschafter exquisiter Tropfen lieben den geheimen Rat. Die Qualität stimmt und der Bekanntheitsgrad auch. In internationalen Fachmagazinen wird der Wein wie folgt beschrieben: „Eine klassische, trockene Spätlese mit ausgeprägten Fruchtaromen, elegante kräftige Fülle und einer filigranen Frucht- und Säure-Struktur“. Er schmeckt zu weißem Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten – oder auch solo einen ganzen Abend lang. Zehn bis 15 Jahre und mehr kann er bei sachgemäßer Lagerung aufgehoben werden. Doch auch Riesling-Legenden gehören mitten ins Leben und somit ins Glas hinein. Ab 25 Euro ist der Wein im Fachhandel zu finden. Um 28 Euro muss man für den gleichnamigen Riesling-Sekt anlegen. Die Ultra-Premium-Version, ein 2002er Geheimrat „J“ Sekt, der 10 Jahre auf dem Hefebett geschlummert hat und jetzt darauf wartet, wachgeküsst und mit Andacht geschlürft zu werden, kostet pro 750 ml Flasche um die 57 Euro. Die sind gut investiert.
Das Geheimnis des Geheimrat „J“
Nicht in jedem Jahr reicht die Traubenqualität aus, um einen „J“ auf die Flasche und ins Glas bringen zu können. Dann wird rigoros ausgesetzt und die Hoffnungen aller Verehrer richten sich auf den nächsten Jahrgang. Trinkreif wird er immer erst kurz vor Weihnachten des Folgejahres. Fans warten auf sein Eintreffen genauso sehnsüchtig wie andere auf den Beaujolais Primeur. Rund hundert Jahre nach dem Erwerb der ersten Rebhänge durch Geheimrat Julius Wegeler vermählte der damalige Gutsverwalter der Weingüter Wegeler die besten Trauben aus ausgesuchten „Filetstückchen“ des Rheingauer Reblandes zu einer Cuvée zu Ehren des Firmengründers. Der Geheimrat „J“ war geboren und nicht nur Anja und Dr. Tom Drieseberg, die heute die Geschicke der Weingüter Wegeler leiten, freuen sich an ihm. Auch, wenn er weder von Brad Pitt noch von Madonna hergestellt wird: unbedingt kosten!
Geheimrat „J“ im Internet: www.wegeler.com
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