Mystische Seen, faszinierende Landschaft, schroffes Vulkangestein, unzählige Schafe, großartiger Whiskey und ein ganz eigener Schlag Menschen. Schottland ist ein spannendes Land mit einer langen, oft traurigen, aber immer spannenden Geschichte. Überall ist diese Geschichte präsent. Eine stolze Vergangenheit, stolz wie die Menschen selbst. Wenn man ein Land wie Schottland kennen lernen möchte, dann am besten mit einem Roadtrip. Egal ob per Fahrrad, Auto oder zu Fuß, es gibt viele Routen.
Wir haben eine Route gewählt für die man 5-7 Tage einplanen kann. Wir flogen nach Edinburgh und mieteten ein eigenes Auto. Linksverkehr nötigt vielen Menschen im ersten Augenblick Respekt ab, ist aber reine Übungssache und mit ein bisschen Konzentration nicht weiter schwierig. Unsere Erste Station war Stirling. Eine charmante Stadt mit einem wundervollen Schloss, einer schönen Altstadt und somit eine wichtige Station in der Schottischen Geschichte. Hier fand im Jahr 1314 die Schlacht von Bannockburn statt in der Robert the Bruce, dessen Denkmal vor dem Schloss zu finden ist, ein erheblich größeres, englisches Heer besiegte. Auch heute, 700 Jahre später ist diese Zeit eine wichtiger Abschnitt für viele Schotten.
Stirling ist eine interessante Stadt die als Station auf einer Rundreise gut geeignet ist. Das Stirling Castle ist ein wunderschönes, gut erhaltendes Schloss mit wechselnden Ausstellungen und einem realistischen Einblick in das Leben im Mittelalter. Neben dem Schloss liegt ein wunderschöner, alter Friedhof und die Kirche „Church of the Holy Rude“, eine kleine Besonderheit und Sensation, denn es ist die einzige bis heute genutzte Kirche, neben Westminster Abbey, in der in Großbritannien in den letzten 1000 Jahren Könige gekrönt worden sind.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreicht man die alte Innenstadt. Hier gibt es tolle Pubs, Caffés und zwischen den moderneren Läden findet man auch kleine, verschlafen wirkende Geschäfte in denen sich etwas zu stöbern lohnt. Es gibt ein paar sehr gute, gemütliche und vor allem im Zentrum gelegenen Hotels wie das „The Stirling Highland Hotel“ oder auch das „Hotel Colessio“. Auch das Wallace Monument, erbaut 1869, ist nahe Stirling zu besichtigen. Ein Turm zu Ehren des schottischen Nationalhelden der durch Verrat ein grausames Ende erfuhr.
Diese tolle Stadt sollte man bei einem Besuch nicht auslassen und zu Fuß erkunden.
Weiter ging es für uns auf der A84 Richtung Loch Lomond & The Trossachs National Park. Auf dem Weg dorthin, entschieden wir uns für einen Stop an der Deanston Distillery. Whisky ist eines der wichtigsten Schottischen Erzeugnisse und mindestens eine Destillerie sollte auf der ToDo Liste einer Schottland Reise stehen. Nur kurz am Rande, jede Destillerie hat irgendetwas was sie „besonders Einzigartig“ macht. Die älteste, die am längsten durchgehend produzierende, die kleinste, die höchst Gelegenen und so weiter, und so weiter. In Deanston werden nur lokale Zutaten für die Produktion des Whiskys verwendet. Eine Tour, mit anschließenden Tasting, ist Pflicht denn es geht nicht nur um die Produktion des Whiskys, sondern vor allem um die Geschichten der jeweiligen Brauerei und um das National Heiligtum.
Die schönste Art die Landschaft zu entdecken und das Land zu erkunden, ist es an einem der unzähligen Parkplätze an den Seiten der Straße anzuhalten. Es gab kaum eine Meile durch den Trossachs National Park ohne einen Parkplatz. Und jedes Mal ist die Aussicht fantastisch. Noch schöner ist es, sich die Zeit zu nehmen und auf den ausgewiesen Wanderwegen 2-3 Stunden spazieren zu gehen.
Bis nach Glencoe sind es ein paar Meilen aber der Anblick dieser schroffen, rauen, aus Vulkangestein geschaffenen Berge die das Tal umschließen kann einem den Atem verschlagen. Am Visitor Center sollte man einen Stop einlegen und auch andere Wanderrouten laden ein diese raue Schönheit ganz zu genießen. Auch die traurige Geschichte Schottlands ist in Glencoe wieder präsent. Das Massaker am Clan MacDonald 1692 ist ein wichtiges Ereignis in Schottlands Vergangenheit und prägte die Clans nachhaltig.




Nach ca. 30 Minuten fahrt erreicht man Fort William. Die kleine Stadt ist touristisch sehr gut erschlossen und lädt zu einem Stop sowie zur Erkundung der näheren Umgebung ein. Nach einer Nacht in einem Guten Mittelklasse Hotel, führte uns unser Weg weiter Richtung Loch Ness und Inverness. Der Halt an der Nevis Range war eines unserer Highlights. Die Gondelbahn fährt auf eine 650m hohe Zwischenstation. Hier gibt es 3 ausgeschilderte und empfehlenswerte Wanderwege. Mountainbiker Herzen müssen bei dem Anblick der extra angelegten Abfahrten höher schlagen und im Winter kommt man mit Skiliften noch weiter den Berg hoch. Doch egal zu welcher Jahreszeit, es ist vor allem die Aussicht die überragend ist.
Nur eine kurze Fahrt und man erreicht man den südlichen Punkt von Loch Ness. Der Loch ist sozusagen Pflicht, zumindest wenn man in der Gegend Urlaub macht. Es gibt mehrere Wanderwege die um den See oder am See entlang führen. Ein lohnenswerter Halt ist Urquhart Castle, eine ca. 1000 Jahre alte Ruine die einen tollen Ausblick auf Loch Ness sowie die Umgebung bietet. Empfehlenswert, wenn auch sehr touristisch ist eine Loch Ness Cruise. Loch Ness, ein Punkt auf jeder Bucket List, der definitiv nicht enttäuscht.
Die malerische Stadt Inverness liegt an der Mündung des Flusses Ness. Schon zur Zeit der Pikten gab es hier eine Festung die im Jahre 565 bereits erwähnt wurde. In der ca. 1500 jährigen Geschichte der Stadt gab es einige Schlachten um die Stadt. Im 11 Jahrhundert wurde hier bereits eine Burg erbaut. 1836 wurde die heute zu sehende Burg an der selben Stelle errichtet. Eines von Shakespeares berühmtesten Werken hat hier seine Inspiration in den Hauptdarstellern gefunden, Macbeth. Der Ausblick von der Burg über das Panorama der Stadt ist neben dem „The Rendezvous Cafe“ einer der Hot Spots für uns. Die Stadt selbst ist am besten zu Fuß zu erkunden und bietet einige sehr gute Mittelklasse Hotels aber auch einige Unterkünfte in der gehobenen Kategorie.
Einige Kilometer östlich liegt das Schlachtfeld von Culloden. Für die Ausstellung sollte man einiges an Zeit mitbringen und man sollte auch die Führungen über das Schlachtfeld mitnehmen wenn man die Gelegenheit dazu hat. Hier erhält man einen anschaulichen Einblick in die jüngere Geschichte des Landes. Ein toller Ausflug der bei jedem Wetter einfach zu empfehlen ist.
Weiter Richtung Süden führte uns die A9 führt durch den Cairngorms National Park und bietet unterwegs angenehme Haltepunkte. Im Nationalpark gibt es sehenswerte Ort wie Braemar, hier befindet sich die Sommerresidenz der amtierenden Queen, Braemer Castle. Traditionell findet am ersten Samstag im September hier das Braemer Gathering statt, die bekanntesten „Highland Games“ in Schottland.
Im Nationalpark gibt es eine der bekanntesten Destillerien – „The Glenlivet“ – immer einen Besuch wert. Ein tolles Fotomotiv für einen kurzen Stop ist Ruthven Barracks. Abseits der Hauptstraßen kann man auf den kleinen, meist engeren Straßen, verschlafene kleine Ortschaften erkunden, tolle Aussichtspunkte entdecken und auf Wanderwegen die Natur genießen. Egal wo man anhält, es gibt überall kleine Wunder zu entdecken.




Der letzte Halt auf unserer Route war Perth. Eine ehemalige, sehr industrielle Stadt die sich heute aber sehr charmant präsentiert. Vor der Industrialisierung, vor allem im frühen Mittelalter war Perth eine bedeutende Stadt, bis in das 15. Jahrhundert sogar die Hauptstadt. In der Abtei von Scone wurde der „Stein des Schicksals“ – der Krönungsstein der schottischen Könige – aufbewahrt. Nach einigen Reisen zwischen London und Schottland ist der Stein nun im Schloss von Edinburgh. Das Stadtzentrum hat sich seinen sehr historischen Charakter bewahrt. Reste der Stadtmauer, die wunderschöne Kathedrale St Ninian´s, die restaurierte Markthalle und eine bezaubernde Altstadt sind nur einige der möglichen Ausflugsziele.
Für Golfer ein ist der King James VI Golfplatz ein kleines Highlight. Seit 1897 ist der Club auf der Insel Moncreiffe Island der einzige in sich geschlossene Golfplatz auf einer Flussinsel und nur per Schiff oder zu Fuß erreichbar. Als Ausflug in die nähere Umgebung bietet sich vor allem das Scone Palace an.
Mit ein wenig Zeit, ca. 1 Stunde Fahrweg kann man noch einen kurzen Ausflug nach St. Andrews machen. Die Kleine Stadt ist vor allem für 2 Dinge bekannt, die traditionsreich Eliteuniversität „University of St Andrews“ – die 1413 gegründete, erste Universität Schottlands, und als Heimat des Golfsports. 1754 wurde hier einer der ersten Golfclubs überhaupt gegründet. Der „Old Course“ ist der wahrscheinlich bekannteste Golfplatz der Welt.
Ungefähr 1 Stunde entfernt liegt die Hauptstadt, Edinburgh. Die Geschichte der Stadt ist so vielschichtig und vielseitig, dass man immer nur einen Teil davon während eines kurzen Aufenthaltes erleben kann. Während des ersten Besuchs ist eine Stadtrundfahrt ratsam, auch wenn es sehr touristisch ist. Auch in Edinburgh gibt es viele geführte Stadtrundgänge mit lokalen Insidertipps und spannenden historischen Begebenheiten. Die Stadt lebt die schottische Seele. Edinburgh ist eine wunderschöne Stadt, die bei jedem Schottlandbesuch auf der Bucketlist stehen sollte.
Schottland ist ein Land in das man immer wiederkehren kann und jedes Mal aufs Neue überrascht wird. Es gibt so viele mystische Ort, erhaltene und verfallene Schlösser, Burgen und Kirchen. Es gibt faszinierende Geschichten über Geister, unglaubliche Landschaften die einen in ihren Bann ziehen und freundliche, nette, wenn auch oft grimmig schauende Menschen zum kennenlernen.
Das Land, die Geschichte, die Menschen, die Orte, die Geheimnisse – all das macht Schottland zu einem unvergesslichen Augenblick. Und dieser Augenblick ist der wohl schönste Luxus den wir uns vorstellen können.
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