Die aussergewöhnliche Geschichte von Eugenio Perazza.
Weder war Eugenio Perazza ein Tischler, noch hatte er Design studiert. Tatsächlich arbeitete er als Vertriebsmanager bei einer Firma, die sich auf Haushaltsaccessoires spezialisiert hatte. Was ihn 1976 antrieb, das Unternehmen Magis zu gründen, ist die Liebe zum Design. Vielleicht ist es genau dieser Punkt, in dem der Erfolg von Magis begründet liegt. Perazza hat ein Gefühl, ein Händchen für kontemporäres Design und verstand es, sich für die unterschiedlichsten Entwürfe immer die richtigen Experten ins Haus zu holen: Angefangen bei teils namhaften, teils unbekannten aufstrebenden Designern bis hin zu hochspezialisierten Betrieben aus der Region, die für die anspruchsvolle Fertigung zuständig sind. Auch heute noch steht Eugenio Perazza seinem Sohn Alberto, der seit 2016 das Unternehmen leitet, beratend zur Seite.
Begonnen hat 1976 alles mit Kunststoff – dem überaus angesagten Material der 70er Jahre. Erst in den 90er Jahren wurde vermehrt auch mit anderen Werkstoffen experimentiert, wie zum Beispiel Aluminiumguss, Holz, Stahlblech bis hin zu Schmiede- und Gusseisen. Zwei Materialien, die den Charakter neuerer Kollektionen – nämlich Officina und Brut – maßgeblich bestimmen.
Magis steht für Werkstoffe, Designs und Designer, die nicht unterschiedlicher sein können. Dafür steht gewissermaßen auch der Firmenname, der abgeleitet aus dem lateinischen mit „mehr als“ übersetzt werden kann. Das Mehr von Magis sind Kreativität, Vision und nicht zuletzt Design ohne Grenzen. Magis ist das Werk vieler Ideen, Stimmen, Köpfe und Hände. Hier treffen zudem Hightech und Serienfertigung auf ikonisches Design. Für Magis ist das kein Widerspruch, sondern erneut der Anspruch „mehr“ zu sein.
Ein wunderbares Beispiel hierfür ist der Chair_One von Konstantin Grcic: Ein Stuhl mit einem skelettierten Gestell aus Aluminium-Druckguss, der Magis 2003 zu neuen Fertigungszielen trieb. Auch der Steelwood Chair von Ronan & Erwan Bouroullec aus dem Jahr 2008 forderte die Produktion heraus: bestehend aus massiver Buche und Stahlblech, für dessen Formung und Biegung allein neun unterschiedliche Tiefzieh- und Biegevorgänge notwendig sind.
Die Freude an ausgefallenen Produktionsmethoden und ungewöhnlichen Materialien für den Möbelbereich zeigt sich auch in der im letzten Jahr vorgestellten Kollektion Officina von Ronan & Erwan Bouroullec. „Eisen schmieden hat eine tausendjährige Geschichte. Mit dieser Technik sind im Laufe der Menschheit unzählige Gegenstände des täglichen Gebrauchs und Kunstobjekte entstanden. Die Kollektion Officina untersucht die Möglichkeiten, mit einer uralten Technik eine neue, kreative Sprache zu entwickeln“, so das französische Duo.
Auch die Kollektion Brut beschreitet neue Wege und bringt mit Gusseisen einen schweren, kompromisslosen Rohstoff in die Möbelherstellung ein. Dieses grobe Element barg Herausforderungen für Magis und Designer Konstantin Grcic. Gemeinsam wurden neue Bearbeitungsmethoden entwickelt sowie alte Verfahren aufgegriffen, um das perfekte Ergebnis zu erhalten: Tische, Bänke und Sofas mit gusseisernem Gestell und einer Stoffpolsterung, die sowohl höchste Qualität als auch exklusive Eleganz zum Ausdruck bringen.
Magis‘ Erfolg zeigt sich nicht zuletzt durch die Auszeichnung mit vielen Designpreisen. Das Unternehmen erhielt mehrfach den German Design Award sowie drei Compasso d’Oro – unter anderem 2014 für das Modell Spun aus der Feder von Thomas Heatherwick. Darüber hinaus wurden einige Produkte sogar in die dauerhaften Ausstellungen internationaler Designmuseen wie dem MoMa in New York, dem Victoria and Albert Museum in London und dem Centre Pompidou in Paris aufgenommen.
Spannend wird es wieder zur Mailänder Möbelmesse im April, wenn die Neuheiten präsentiert werden. Denn mit Sicherheit wird Magis auch 2018 die Messebesucher mit neuen Entwürfen überraschen und vor allem begeistern.