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Jazztalk im Bentley Flying Spur

Bentley Flying Spur

Max Merseny sieht eigentlich eher aus wie ein junger Stylo-HipHopper.

Ok, er ist auch erst 27. Aber einen Jazzmusiker stellt man sich doch irgendwie anders vor. Älter. Gesetzter.

Mag vielleicht daran liegen, dass man für Jazz derart gut spielen können muss, dass sich die Erfahrung meist erst mit fortgeschrittenem Alter einstellt. Nicht so bei Max Merseny. Der deutsche Saxophonist mit ungarischen Wurzeln war auf seinem Instrument schon sehr früh sehr gut. Seine Debüt-CD wurde sofort für den Echo nominiert, die zweite gleich wieder. Er spielt smoothen Jazzsound mit groovigen Beats, stark beeinflusst von der kreativen Clubszene in New York, wo er sich jedes Jahr für mehrere Monate aufhält. Das MotorMag-Interview gibt er uns im luxuriösen Fond des aktuellen Bentley Flying Spur. Wir fahren mit ihm durch die Münchner MAXimilianstrasse. Mit seinem goldglänzenden Selmer Saxophon bläst er den staunenden Passanten virtuos und kräftig das Stück „Au Privave“ entgegen. Vor der Staatsoper und quer über die Schienen. Was für ein Spaß, die Reaktionen der Leute zu beobachten, sie bleiben stehen, machen Fotos.

Die Welt braucht mehr Mut für schräge Aktionen.

Weniger Langeweile. Und mehr Jazz!

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Wann hast Du beschlossen, „ich will Saxophonist werden“?

Der musikalische Impuls kam aus meiner Familie. Meine Oma ist Opernsängerin und mein Vater tourte seit vielen Jahrzehnten als Gitarrist und Sänger mit namhaften Deutschen Bands wie Hugo Strasser, Max Greger oder Ambros Seelos durch die Lande. Zuerst lag mal eine Gitarre unterm Weihnachtsbaum, damit kam ich aber irgendwie nicht klar. Auf dem musischen Gymnasium begann ich dann mit neun Jahren Saxophon zu spielen. Warum es gerade dieses Instrument wurde, ich weiß es nicht. Mit vierzehn habe ich die Bigbandplatte „Pearls“ von David Sanborn gehört. Und ab da fand ich es richtig spannend.

Wie lief die Ausbildung auf dem Konservatorium? 

Meine Mitschüler hielten mich glaube ich für sonderbar. Ich entsprach so gar nicht dem Bild des typischen, in sich gekehrten Musikstudenten. Optisch nicht und auch von der ganzen Art her nicht. Ich hörte Musik gern querbeet, auch HipHop und R+B. Die anderen saßen doch relativ vergeistigt in ihrer Musikhochschul-Welt fest. Manchmal fühlte ich mich nicht ganz verstanden.

Dann ging es steil bergauf und Du wurdest Profimusiker. Was waren die spannendsten Momente Deiner bisherigen Karriere? 

Ich wollte meine eigene CD im Laden sehen. Ich weine selten. Aber als ich mit der Unterschrift für meinen ersten Plattenvertrag in meinem Auto saß, brach es los, ich war total überwältigt. Das passierte mir dann noch mal 2011, da kam meine erste Platte raus. Während des Studiums bekommst Du sehr wenig Rückmeldung, Du denkst Dir oft: Machst Du alles falsch? Und endlich siehst Du: Es war wohl doch der richtige Weg. Ein unglaublich erleichternder Moment.

Du spielst manchmal auch in Clubs mit dem Sax zu House-Beats. Macht das Spaß?

Total! Da hast Du halt ein völlig anderes Publikum als die Kenner in den Jazzclubs. Die Leute machen Party, lassen die Sau raus und Du stehst oben auf der Box und spielst in die tanzende Menge. Danach kam mal ein Partymann zu mir und sagte euphorisch: „Wow, Du spielst ja sooo toll Trompete!“ In diesem Moment freute ich mich einfach nur, dass er Spaß hatte. Dass es ein Saxophon ist, wird er vielleicht irgendwann herausfinden (lacht).

Was ist das für ein Gefühl, als Musiker auf der Bühne zu stehen? 

Glaub mir, das ist das Größte überhaupt, mit der eigenen Band seine eigene Musik zu spielen! In Berlin, in anderen Städten. Da sind ein paar Tausend Menschen, sie hören in diesem Moment gerade Deine Musik und sind dabei glücklich. Musik kann bis in die letzte Pore gehen. Es genügt, wenn Dich ein Einziger im Publikum anlacht. Das kann mich selbst den ganzen Abend froh machen. Wobei es egal ist, ob Du vor Tausenden oder vor einem Zuhörer spielst. Wir sind mal euphorisch zu einem Auftritt nach Wien gefahren. Da waren wir auf der Bühne mehr Leute als davor standen. Zwei Mitarbeiter und ein zahlender Gast (Max lacht schallend). Wir haben das Ding trotzdem mit vollem Einsatz bis zum Ende gerockt.

Welches Bandmitglied hat die besten Chancen bei den Mädels? 

Die meisten Frauen schleppen, glaube ich, die Gitarristen ab. Das sind die Melancholischen. Schon früher saßen die Typen am Seeufer am Steg und sangen halb-schlecht dazu. Die Mädels zergingen wie Butter. Ganz hinten sind leider immer die Keyboarder. Zum Thema Saxophonist will ich mich jetzt echt nicht äußern (grinst verschämt). Ich finde, jeder Mann ist attraktiv, wenn er was richtig gut kann.

Welches Auto fährst Du privat? 

Einen Jeep Grand Cherokee, in dem fühle ich mich sicher. Wir sind mal im Winter mit einem kleinen Honda Civic zu einem Auftritt gefahren. Abgefahrene Reifen, kein Tankdeckel drauf. Wir kamen von der schneeglatten Straße ab und überschlugen uns mehrmals. Wie durch ein Wunder blieben wir alle und sogar das Equipment heil und spielten danach sogar noch unseren Gig. Der Wagen war aber total zerstört. Seitdem mag ich nur noch große Autos. Und: Da passt auch prima meine Trompete rein (lacht).

Wie gefällt Dir der Bentley Flying Spur? 

Was mir am Bentley schon immer gefallen hat war, dass er nicht zu protzig ist und man sieht, dass er sehr viel Stil hat. Ich mag schönes Interieur. Und diese beigen Ledersitze mit Kreuzstich-Nähten sind einfach ein Traum. Da passt bis zum beleuchteten Klapptischchen alles. Dass jemand vom Backseat eines Bentley aus Saxophon auf die Straße spielt, ist für Münchner Verhältnisse ja schon sehr, sehr viel. München könnte mehr solche Aktionen vertragen.

Wärst Du gerne Popstar? 

Popstar wirst Du nicht, Du bist einer. Egal, ob Du Erfolg hast oder nicht. Du kannst schon aus der Haustür rausgehen und einer sein. Es ist eine Lebenseinstellung, eine Attitude. Du kannst Popstar sein, ohne wirklich einer zu sein. Ich kenne viele Popstars, die nicht bekannt sind und kein Geld haben.

Wann kommt Dein neues Album und wie wird es klingen?

Geplant ist der Release im Herbst 2016. Auf eine klare Stilrichtung will ich mich nicht festlegen. Ich werde ein bisschen mehr vom Jazz in Richtung urban touch mit HipHop-Elementen gehen. Lasst Euch überraschen, sie wird auf jeden Fall sehr cool…

Danke, Max Merseny. Yo man, keep on blowin’…